Wo auch immer man reinschaut bei Corona, es zeigt sich ein einheitliches Bild: die Verantwortlichen haben jämmerlich versagt (Hervorhebungen von mir).
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Es war Sommer, die Pandemie schien weitgehend unter Kontrolle, die Aussichten gaben Grund zu Optimismus: Man habe derzeit zwar ein "Problem mit dem Risikobewusstsein der Jungen", erklärte Gesundheitsminister Rudi Anschober am 5. August bei der Präsentation einer Studie. Dafür gebe es einen "guten Schutz der Alten". In den Alten- und Pflegeheimen seien aktuell nur sieben Bewohner und 19 Mitarbeiter infiziert, sagte Anschober. "Jetzt haben wir Zeit, um uns auf den Herbst vorzubereiten."
Drei Monate später ist die Zuversicht dahin. Am 8. November meldete das Gesundheitsministerium über 1500 infizierte Altenheimbewohner. Am vergangenen Freitag lag der Wert bereits bei fast 2000. Das sind mehr als doppelt so viele wie im Frühling. Rund 260 Heimbewohner starben in den vergangenen drei Wochen. Offenbar klappte die Vorbereitung auf den Herbst nicht nach Wunsch.
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Seit Beginn der Pandemie plädieren einige Experten dafür, hauptsächlich die Risikogruppen zu schützen, statt wahllos alle Bürger in die Pflicht zu nehmen. Sie wurden nicht gehört.
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Abgesehen von der Frage, ob so alte Menschen wirklich an oder doch eher mit Corona sterben: Pflegebedürftige Greise sind die einzige Personengruppe, die sich beim besten Willen nicht selbst schützen kann. Sie wären auf sinnvolle Maßnahmen der Politik angewiesen. Trotz großer Ankündigungen gelang das nun schon zum zweiten Mal nicht ausreichend.
Anders als im Frühling gibt es in den Heimen mittlerweile zwar ausreichend Schutzkleidung und Masken. Aber PCR-Tests dauern auch in diesem sensiblen Umfeld oft mehrere Tage. Und die seit mindestens zwei Monaten marktfähigen Antigen-Schnelltests, die innerhalb weniger Minuten ein Ergebnis liefern, wurden von den politisch Verantwortlichen im Bund und in einigen Ländern offenbar zu spät bestellt. Erst seit etwas mehr als einer Woche ist die Auslieferung im Gang. Während viele Unternehmen ihre Mitarbeiter und Kunden schon im großen Stil durchtesteten, waren manche Heimbetreiber zum Warten verdammt.
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Günter Weiss, Direktor des Departments Innere Medizin an der Med-Uni in Innsbruck, wandte sich jüngst mit einer sehr klaren Warnung an die Öffentlichkeit: "Es ist fünf vor zwölf", erklärte er in Bezug auf die Spitalskapazitäten. Weiss befürwortet keinen Total-Lockdown, sondern plädiert für einen größtmöglichen Schutz vulnerabler Gruppen. "Da geht es nicht nur um die Altersheime, sondern auch um die mobile Pflege, wo ein Mitarbeiter pro Tag zehn bis 15 Patienten besucht. Wir brauchen in diesem Umfeld funktionierende Hygienekonzepte und regelmäßige Screenings." Man beobachte derzeit vermehrt Clusterbildungen in Heimen und als Folge davon auch mehr solche Patienten im Spital - wo bei über 80-Jährigen die therapeutischen Möglichkeiten oft limitiert seien, sagt Weiss.
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Petra Prattes ist Bereichsleiterin für Betreuung und Pflege der Caritas in der Steiermark. Im Moment sei die Situation halbwegs ruhig, sagt sie. "Wir haben immer wieder ein paar Fälle, aber zum Glück derzeit keine großen Cluster. Die Mitarbeiter wären natürlich bereit, sich häufiger testen zu lassen. Allein die Rahmenbedingungen machten das kompliziert: "Mit den behördlich organisierten Tests dauerte es mehrere Tage bis zu einem Ergebnis, das war schwierig", sagt Prattes. "Deshalb haben wir uns ein privates Labor gesucht, da ging es wesentlich schneller."
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Wo Menschen so nah zusammenkommen wie in der Pflege, werden sich Ansteckungen nicht zu 100 Prozent vermeiden lassen. Deshalb können Schuldzuweisungen ungerecht sein. Auffällig ist aber doch, wie unglaublich detailverliebt die Politik in den ganz normalen Alltag der Bürger eingreift-und wie schlampig die Regelungen in der Pflege sind. Der Föderalismus mag eine Erklärung dafür sein. Zuständig für diesen Bereich sind die Länder, weshalb die Regelungen überall ein wenig anders ausfallen. Dennoch ist nicht einzusehen, warum eigentlich simple Maßnahmen seit Monaten nicht umgesetzt werden. "Es wurde mehrfach angekündigt, dass es ein Screening-Programm für die 24-Stunden-Pflege geben soll. Darauf warten wir immer noch", sagt ein Mitarbeiter des Hilfswerks.
Andere können das deutlich besser als unsere Totalversager:
Boris Palmer, grüner Bürgermeister der deutschen Stadt Tübingen, gehört zu jenen Politikern, die seit Frühling einen stärkeren Schutz der Risikogruppen fordern. Weil die Bundespolitik wie in Österreich nicht mitzieht, nahm Palmer die Dinge selbst in die Hand. Schon im April sei damit begonnen worden, das Personal in den Tübinger Pflegeheimen systematisch zu testen, erklärte er jüngst im ZDF. Seit Anfang September gebe es auch für die mobilen Dienste alle 14 Tage einen Testtermin. Nach Angaben des Bürgermeisters hat das gewirkt: "Wir hatten bisher in Tübingen keine Corona-Ausbrüche in Pflegeheimen." Außerdem bekommen Menschen über 65 gratis FFP2-Masken (die auch den Träger schützen) und Gutscheine für Taxis zum Preis einer Busfahrt. Er halte sich schlicht an die Zahlen, sagt der studierte Mathematiker Palmer: "Von einer Million Menschen unter 40 Jahren sterben zwei an Covid, von einer Million über 80 sterben 1000."
Corona sei für die Älteren also 500 Mal gefährlicher, weshalb man die Älteren auch mehr schützen müsse. Klingt logisch und wäre ohne Diskriminierung der Senioren machbar. Aber die einzige Strategie der meisten Regierungen lautet nach wie vor: Lockdown für alle. Sehr wahrscheinlich nicht zum letzten Mal in diesem Winter.
Ach ja, es klang so schön, Menschenleben sind doch so viel wichtiger als Geld, deshalb Lockdown und so weiter. Unsere verantwortlichen Voll-Trotteln haben beides gleichzeitig geschafft: die Vernichtung von Menschenleben und von Geld in gigantischem Ausmaß. Reife Leistung!
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"Hinter ihrem Gerede von Diversität, Demokratie und Toleranz steckt nichts anderes als der unverhohlene Wunsch, Widerspruch, Kritik und schlussendlich die Freiheit selbst zu eliminieren."
Javier Milei