Ich würde es anders definieren:
Es gibt in Europa kein (oder zu wenig) Interesse an originalgetreuen Replikas.
Die meisten Schützen bemerken es nicht einmal, wenn sie Fantasieprodukte kaufen. Billig muss es sein, funktionieren muss es. Mehr ansprüche werden nicht erhoben.
Wer bemerkt, dass die Pedersoli Frontier Komponenten in den Stilen dreier Jahrhunderte in sich vereint, aus zumindest vier verschiedenen Schulen die miteinander nie zu tun hatten. In USA ist das ein wenig anders, da haben VL-Schützen das Frontier-Kit gekauft, die Beschläge weggeschmissen und durch eigene ersetzt. Die sind auch nicht teurer, aber - oops - auf einmal sieht das gute Stück 'was gleich. Noch eine wirklich harte Stahlfeder ins Schloss (auch die kriegt man drüben), und auf einmal hat man ein feines Stück Steinschloss- oder Perkussionswaffe.
Vom historischen Standpunkt ist nichteinmal die Pedersoli Hawken wirklich gut nachgebaut. Wer einmal ein Hawken Original in der Hand hatte, kann nur den Kopf schütteln. Aber Preis- Leistungsmäßig ist sie ok, und es sind wenigstens keine groben Dummheiten passiert.
Von den Militärwaffen gibt es zu viele erhaltene Originale, und zu viele Reanactors die auf die Originaltreue ihrer Waffen achten. Vermutlich deshalb ist die Situation bei den Militärwaffen besser.
Warum es bei den Revolvern so viele Phantasiewaffen gibt, kann ich nicht sagen. Aber während die Repliken der 1970er auf hohem Niveau originalgetreu waren, findet man heute gut 50% freie Erfindungen bzw. ungenau umgesetzte Vorlagen. Da bin ich pingelig: Wenn das Original ein geschraubtes oder geschweisstes Korn hatte, dann will ich bei der Replika kein per Schwalbenschwanz montiertes. Und wenn der Hahn beim Original in der Halbrast oberhalb der Visierlinie lag, dann hat er bei der Replika ebenso geformt zu sein. Ganz besonders: Wenn es eine Laufkonstruktion nur für die Kaliber .31" und .36" gab, dann will ich keine .44"er mit dieser Laufform haben.
Aber ok, genug gejammert...
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besten Gruß
Werner